Verewigende Literatur oder literarische Verewigung?
Nicht die Literatur führt zu Verewigung, sondern der Wunsch, zu verewigen, führte zur Entstehung wesentlicher Konstituenten von Literarizität.
Eine solche, kultur- und menschheitsgeschichtlich derart weit zurückreichende und grundlegende Hypothese wird wohl nie verifizierbar sein, sie ist die ,kleine Schwester‘ der Frage nach dem Ursprung der Sprache und sie ist Spekulation. Doch während noch in den 1860er Jahren die Société de linguistique de Paris beschloss, mangels Möglichkeiten der Verifizierung betreffender Thesen nicht auf Beiträge zum Ursprung der Sprache einzugehen, so hat unlängst das als (Schweizerischer) Nationaler Forschungsschwerpunkt unterstützte, grosse (über 30 Forschungsgruppen sind beteiligt) interdisziplinäre Forschungsprojekt Evolving Language seine Arbeit aufgenommen, das «die Evolution von Sprache so breit wie bisher kein anderes Forschungszentrum»[1] untersucht. Das Verfolgen von solch ,grossen‘ Fragen scheint demnach zumindest wieder möglich. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung ist mein kleiner Beitrag in der folgenden, kürzlich erschienen Festschrift zu verstehen:
Kreuzungen. Festschrift für Daniel Müller Nielaba. Herausgegeben von Evelyn Dueck, Thorben Päthe und Christoph Steier. Königshausen & Neumann: Würzburg 2022 (mit Beiträgen von Christiaan Lucas Hart Nibbrig, Frauke Berndt, Rüdiger Campe, Angelika Linke, Eckart Goebel, Sabine Schneider u. v. m.)
darin: Gut, Markus: Spekulationen über die Entstehung von Literarizität. Verewigende Literatur oder literarische Verewigung?, S. 179-184.
[1] www.snf.ch/de/fokusForschung/nationale-forschungsschwerpunkte/evolving-language/Seiten/default.aspx; resp. vgl. https://evolvinglanguage.ch